Hochschule Karlsruhe Hochschule Karlsruhe - University of Applied Sciences
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Wertschöpfung lohnt

Vorteile und Notwendigkeit lokaler Wertschöpfungsketten

Zielsetzung

Ziel der Studie ist die Analyse der Vor- und Nachteile bzw. Chancen und Risiken von einerseits globalen oder lokalen Wertschöpfungsketten sowie andererseits von stark fragmentierten oder integrierten (hohe unternehmensinterne Wertschöpfung) Wertschöpfungsstrukturen bei ausgewählten baden-württembergischen Unternehmen, vor allem im Elektromobilitätsbereich. Die auf statistischen Analysen und Experteninterviews aufgebauten Erkenntnisse sollen unter anderem ermöglichen, dass Unternehmen und andere interessierte Zielgruppen den Nutzen verschiedener Strukturen bewerten und im Kontext ihrer spezifischen Situation beurteilen können.

Zentrale Ergebnisse und Haupterkenntnisse

Die Studienergebnisse zeigen eindeutig, dass sich der Auf- und Ausbau eigener Wertschöpfung bei Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes aus wirtschaftlichem Kalkül lohnt, und zwar in mehrfacher Hinsicht.

Eigene Wertschöpfung verschafft Gewinn- und Produktivitätspotenziale

Zum einen zeigt sich ein signifikant positiver Einfluss der Höhe der eigenen Wertschöpfungstiefe auf die Gewinnsituation eines Unternehmens. Dies belegt ein lineares Regressionsmodell auf Basis der Kostenstrukturdaten des Statistischen Bundesamtes, wonach die Wertschöpfungstiefe unter Kontrolle von Größenklassen und Wirtschaftszweigen einen stark positiven Einfluss auf die Höhe des Gewinns (in %) am Bruttoproduktionswert der Unternehmen hat.
Zum anderen beeinflusst die Wertschöpfungstiefe stark positiv die Produktivität eines Unternehmens. Sie ist sowohl für die Gesamtfaktorproduktivität (total factor productivity TFP) als auch für die Arbeitsproduktivität eines Unternehmens der jeweils stärkste Erklärungsfaktor, wie spezifische lineare Regressionsmodelle Basis der breitenempirischen Unternehmensbefragung Modernisierung der Produktion des Fraunhofer ISI zeigen.

Global sourcing zeigt keine positiven Wirtschaftlichkeitseffekte

Dagegen liefert der Auslandsbezug von Vorleistungen keinen signifikanten Erklärungsbeitrag für die Gewinnsituation oder Produktivität eines Unternehmens. Die Nutzung von und Integration in globale Zulieferketten (global supply chains) scheint entgegen vielfach geäußerter Ansichten nicht entsprechend positiv mit der wirtschaftlichen Entwicklung eines Unternehmens zusammenzuhängen. Eine Erklärung hierfür könnte sein, dass die potenziellen Preis- und Kostenreduktionseffekte der Zusammenarbeit mit ausländischen Zulieferern durch größeren Abstimmungsaufwand und höhere Koordinationsaufwendungen zur Sicherstellung der flexiblen Reaktions- und Lieferfähigkeit in der Lieferkette kompensiert werden, wie sie qualitativen Ergebnisse der getätigten 16 Experteninterviews nahelegen.
Ein weiterer, beachtenswerter Befund der Studie ist, dass die Arbeitsproduktivität negativ mit dem Anteil der in Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes tätigen an- oder ungelernten Arbeitskräfte zusammenhängt

Baden-Württembergische Betriebe setzen auf eine hohe eigene Wertschöpfungstiefe

Die baden-württembergischen Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes sind im Lichte dieser Studienergebnisse gut aufgestellt. Sie setzen auf eine im Vergleich zu Betrieben aus anderen Bundesländern überdurchschnittlich hohe Wertschöpfungstiefe. Die Analyse der Daten des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg zeigt, dass die mittlere Wertschöpfungstiefe des Verarbeitenden Gewerbes in Baden-Württemberg im Jahr 2013 mit fast 39 Prozent signifikant über dem Durchschnitt des gesamten deutschen Verarbeitenden Gewerbes lag. Wie die Analysen zeigen, positionieren sich baden-württembergische Betriebe überdurchschnittlich häufig als „local maker“, d.h. als Betriebe, die eine für ihre Betriebsgrößenklasse unterdurchschnittliche Importquote von Vorleistungen gepaart mit einer überdurchschnittlichen Wertschöpfungstiefe aufweisen.

Schlaglicht: Wertschöpfungspotenziale in der Elektromobilität

Ungefähr ein Viertel der Wertschöpfung fossil betriebener Pkw entfällt heute auf den Antriebsstrang, d.h. auf den Verbrennungsmotor und das Getriebe (Schade et al. 2012). Gerade hier besitzen deutsche und baden-württembergische Hersteller einen Technologievorsprung. Der Wertschöpfungsanteil dieser konventionellen Komponenten wird sich aber in zukünftigen Pkw mit alternativen Antriebstechnologien signifikant verringern. Mit einem deutlichen Wachstum von Wertschöpfungspotenzialen ist zukünftig dagegen bei elektromobilitätsrelevanten Komponenten, insbesondere bei Batterie, Leistungselektronik und Elektromotor, zu rechnen. Bei den Komponenten alternativer Antriebskonzepte stellt die Batterie sowohl mittel- als auch langfristig die Komponente mit der höchsten Wertschöpfung dar. Zudem wird ab Mitte des nächsten Jahrzehnts ein zunehmender Markt- und Wertschöpfungszuwachs von Brennstoffzellenfahrzeugen (FCEV) angenommen.

 

Projektlaufzeit

  • September 2014 bis Mai 2015

Förderung durch

  • Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg

Mitarbeitende

  • Prof. Dr. Steffen Kinkel

Kontakt

Projektleiter
Prof. Dr. Steffen Kinkel

Tel.: +49 (0)721 925-2915
Fax: +49 (0)721 925-2965
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76133 Karlsruhe