Hochschule Karlsruhe Hochschule Karlsruhe - University of Applied Sciences
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Mit Hochschule Karlsruhe als Projektpartner: Deutschlands erster autonom fahrender Lieferroboter "LastMileCityLab" wird in Bruchsal zur Realität

Auf dem Gelände der ehemaligen Dragonerkaserne in Bruchsal entsteht mit dem „LastMileCityLab“ ein bewohnbares Labor, in dem Smart Mobility- und Smart City-Konzepte unter Realbedingungen getestet werden

4. März 2021

Das EU-geförderte Projekt efeuCampus (eco-friendly experimental urban logistics campus) mit Sitz in Bruchsal ist Deutschlands erstes Innovationszentrum für autonome urbane Güterlogistik. Auf dem Gelände der ehemaligen Dragonerkaserne in Bruchsal – und zukünftig in der ganzen Stadt – entsteht mit dem „LastMileCityLab“ ein bewohnbares Labor, in dem Smart-Mobility- und Smart-City-Konzepte unter Realbedingungen getestet werden. Innovative Logistik treibt efeuCampus gemeinsam mit seinen Projektpartnern Volocopter, SEW-Eurodrive, PTV Group, big. bechtold-gruppe, FZI Forschungszentrum Informatik, der Hochschule Karlsruhe und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) voran.

Die efeuCampus Bruchsal GmbH hat am 3. März 2021 Deutschlands ersten autonom fahrenden Lieferroboter der breiten Öffentlichkeit – im Rahmen einer Pressekonferenz – vorgestellt. Knapp 100 Menschen haben die Pressekonferenz online live verfolgt. Der Lieferroboter ist der erste Meilenstein zum LastMileCityLab. efeuCampus testet die Roboter künftig gemeinsam mit seinen Projektpartnern im Realbetrieb.

Auf der Pressekonferenz haben Interessierte einen Überblick über die vernetzten Zusammenhänge der Transformation urbaner Logistik und Transport bekommen. Martin Besinger, bekannt vom SWR4, hat die Pressekonferenz moderiert. Teilnehmende des Podiums waren

  • Cornelia Petzold-Schick, Oberbürgermeisterin der Stadt Bruchsal und Aufsichtsratsvorsitzende des efeuCampus
  • Thomas Anderer, CEO der efeuCampus Bruchsal GmbH
  • Jochen Ehlgötz, Geschäftsführer der TechnologieRegion Karlsruhe GmbH
  • Johann Soder, COO der SEW-Eurodrive
  • Stefan Klocke, Chairman von Volocopter

Mobilitätswende einleiten

Binnen der letzten Jahre ist der Online-Handel massiv gewachsen. Die Güterverteilung – insbesondere die letzte Meile – beansprucht den öffentlichen Raum stark. Das hat nicht nur mehr Staus zur Folge, sondern auch eine höhere Schadstoffbelastung der Luft. Im Rahmen des LastMileCityLabs von efeuCampus werden technische Innovationen, Smart Mobility und Smart City zur Realität. Um den wachsenden Herausforderungen der Zukunft zu begegnen und CO2-Ausstöße zu reduzieren, müssen die Themen Mobilität und Innovation stärker zusammenwachsen – so der Tenor der Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick. Genau darum geht es beim efeuCampus. Mit der Entwicklung des Prototyps des autonom fahrenden Lieferroboters hat das Leuchtturmprojekt efeuCampus seinen ersten wichtigen Meilenstein erreicht. Für die Entwicklung sind nicht nur rechtliche Vorschriften und technische Herausforderungen zu lösen – die Bürgerinnen und Bürger müssen die neuen Entwicklungen akzeptieren. Aus diesem Grund werden die Anwohnerinnen und Anwohner, die nahe des Testgeländes wohnen, von Beginn an in das Projekt involviert, beispielsweise durch Bürgerbeteiligungen und Umfragen. Jochen Ehlgötz, Geschäftsführer der TechnologieRegion Karlsruhe, schätzt an efeuCampus, dass das Leuchtturmprojekt zeigt, wie unterschiedliche Komponenten – sowohl technologisch als auch wissenschaftlich – ineinandergreifen und somit spannende, innovative Resultate in der Technologieregion Karlsruhe entstehen.

Von der Industrie 4.0 in die Logistik

Die SEW-Eurodrive ist Hersteller von fahrerlosen Transportsystemen. Schon seit längerer Zeit nutzt SEW autonome Fahrzeugroboter im Produktivbetrieb. In der Fabrik fahren diese mit Schrittgeschwindigkeit und fungieren dort als Assistenten, etwa als fahrende Werkbank – ganz im Sinne der Mensch-Maschinen-Kollaboration. Gemeinsam mit seinen Projektpartnern bringt efeuCampus die Roboter nun in den Outdoor-Bereich – das zeigt auch das während der Pressekonferenz vorgestellte Video. Um den Prototypen zu entwickeln und für die Straße einsatzfähig zu machen, waren seitens der Ingenieure zahlreiche Modifikationen notwendig. Denn die Roboter müssen sämtlichen Outdoor-Bedingungen standhalten. So herrscht in einem Stadtviertel eine andere Bodenbeschaffenheit, als es in einer Fabrik der Fall ist. Der autonome Fahrzeugroboter muss also beispielsweise Bürgersteige oder kleine Steigungen erklimmen können. Sämtliche Umgebungsobjekte muss er haargenau erkennen und auch rechtzeitig reagieren und anhalten, wenn ein völlig unvorhersehbares Ereignis eintritt, etwa ein Kind, das einem Ball hinterherläuft. Auch im Stadtgebiet fahren die Roboter daher nur mit Schrittgeschwindigkeit. Neue, innovative Technologien – darunter der Mobilfunkstandard 5G – sorgen für ihren sicheren, reibungslosen Einsatz. Dazu kommt hochwertige 3D-Kameratechnik zum Einsatz, die auf Basis von neuronalen Netzen (künstliche Intelligenz) Objekte zuverlässig erkennt.  Des Weiteren verfügt der Roboter über einen Laserscanner auf dem neuesten Stand der Technik. Geladen werden die Fahrzeugroboter automatisch und kontaktlos mittels induktiver Ladetechnik von SEW. Außerdem hat SEW eigens eine Achsentechnologie und Fahrwerkskinematik entwickelt (Allrad-Antrieb mit vier einzeln angetriebenen Rädern), um den Roboter im Außenbereich nutzen zu können.

Die Ziele des efeuCampus-Projekts

Thomas Anderer ist CEO der efeuCampus Bruchsal GmbH. Er macht deutlich, dass efeuCampus mit seinem Projekt einen wichtigen Lösungsansatz für einen umfassenden Logistikprozess bietet. Wie muss beispielsweise die Auslieferung an Bewohner künftig funktionieren? Neben der synchronen Auslieferung durch den autonomen Lieferroboter, bei der Empfänger das Paket selbst mittels App aus dem Roboter entnehmen, gibt es auch die asynchrone Zustellung. In diesem Fall liefert der Fahrzeugroboter das Paket an einem Abstellort ab, von wo Empfänger das Paket dann – wieder mittels Authentifizierung per App – entnehmen können. Eine weitere Besonderheit des Fahrzeugroboters ist, dass die gesamte Technologie komplett im Fahrzeug verbaut ist. Eine Weiterentwicklung des Prozesses und der Technologien ist künftig geplant. Besonders wichtig ist es den Projektpartnern zudem, auch junge Menschen für das Projekt direkt in die Entwicklung einzubeziehen.

Vom Boden in die Luft

Ein weiterer wichtiger Schlüsselfaktor, um die Innenstädte zu entlasten, sind Drohnen. Volocopter – ebenfalls in Bruchsal ansässig – ist der neue Partner im efeuCampus-Projekt. Die Volodrone ist in der Lage, über eine Reichweite von 40 Kilometern eine Last von 200 Kilogramm zu transportieren. Sie soll künftig ebenfalls ein Teil des Reallabors des efeuCampus sein und die vorletzte Meile im Logistikprozess schließen. Besonders spannend findet Volocopter-Chairman Stefan Klocke, dass Volocopter als Projektpartner die Chance hat, seine Drohne unter realen Bedingungen vor Ort zu testen. Dafür sind allerdings zahlreiche (rechtliche) Genehmigungsverfahren notwendig, an denen die Projektpartner derzeit arbeiten. Auch hier ist die Akzeptanz von Bürgerinnen und Bürger entscheidend: Wollen sie überhaupt, dass eine schwere Lastendrohne über sie hinwegfliegt? Ist sie leise genug? Noch in diesem Jahr möchte man gemeinsam in den Live-Test gehen, um genau diese Fragen zu klären.

Neue Ideen und Konzepte im Zuge von Workshops entwickeln

Ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Projekts efeuCampus sind die sogenannten Tomorrow Camps. Im Zuge dessen lädt das Projekt Kommunen und Unternehmen ein, um mithilfe von Modelling Lösungen für eine anwendbare Zukunft zu entwickeln. Dadurch sollen sie sich in Richtung Smart City, Smart Mobility oder Industrie 4.0 weiterentwickeln. Kommunen, Industrien und auch Hochschulen nehmen somit ihre Zukunft selbst in die Hand. In einem gemeinschaftlichen, innovativen Verhältnis möchte man die Transformation der Gesellschaft vorantreiben. Von der Anforderungsanalyse bis hin zur Umsetzung steckt das gesamte Wissen im Projektkonsortium.

Der autonom fahrende Fahrzeugroboter ist nur der erste Schritt – und das erste vorzeigbare Ergebnis des efeuCampus-Projekts. Für neue technologische Entwicklungen und Innovationen im LastMileCityLab ist eine Projektlaufzeit von weiteren sechs Jahren geplant.

efeuAkademie

Die efeuAkademie ist eine Einrichtung der Hochschule Karlsruhe und dient als kommunikative Schnittstelle zwischen Projektkonsortium, der interessierten Öffentlichkeit, Fachjournalisten und Politik. Sie wurde von der Hochschule Karlsruhe im September 2019 ins Leben gerufen und hält Entwicklungen des Gesamtprojekts fest. Durch unterschiedliche Kommunikationsmaßnahmen – darunter Informationsveranstaltungen, Fachtagungen und Bürger-Beteiligungsprojekte – möchte die Hochschule  Innovationsthemen und Bildungsinhalte transparent vermitteln. Weitere Informationen unter www.efeucampus-bruchsal.de.

Die Pressekonferenz in voller Länge ist unter folgendem Link abrufbar: https://www.youtube.com/watch?v=6wlWVawow1s

Weitere Informationen finden Interessierte in der digitalen Pressemappe von efeuCampus: https://efeucampus-bruchsal.de/digitale-pressemappe-efeucampus/, Passwort: ivy2021

Kontakt

Presse und Kommunikation
Holger Gust

Tel.: +49(0)721 925-1016
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