Hochschule Karlsruhe Hochschule Karlsruhe - University of Applied Sciences
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Deutsche Unternehmen hinken bei der Nutzung agiler und offener Entwicklungsmethoden hinterher

Agile und offene Methoden leisten einen bedeutenden Beitrag zur Generierung von Umsätzen mit intelligenten Produkten oder digital vernetzten Services und Geschäftsmodellen

22. April 2020

Diese These ist das Ergebnis der Analyse einer Online-Umfrage bei 655 internationalen Unternehmen aus 16 führenden Industrienationen durch das Institut für Lernen und Innovation in Netzwerken (ILIN) der Hochschule Karlsruhe unter Leitung von Prof. Dr. Steffen Kinkel.

„Unsere detaillierte Analyse ergab, dass ein höherer Umsatz mit intelligenten, digital vernetzten Produkten nicht nur durch die Forschungsintensität, sondern signifikant durch den Einsatz agiler und offener Entwicklungsmethoden generiert wird“, erläutert Prof. Kinkel und weiter: „Deutsche Unternehmen liegen bei der Nutzung dieser Methoden im Vergleich zu Unternehmen anderer Industrienationen zurück. Dies wirkt sich folglich auch in unterdurchschnittlichen Umsätzen der deutschen Unternehmen mit intelligenten Produkten oder digital vernetzten Services und Geschäftsmodellen aus. Es könnte daher angezeigt sein, dass deutsche Unternehmen, die in diesem Sektor gegenwärtig das Schlusslicht bilden, verstärkt agile und offene Entwicklungsmethoden nutzen sollten, um den Anschluss an die führenden Industrienationen in diesem Bereich nicht zu verlieren.“

Agile und offene Entwicklungsmethoden sind in der Industrie zunehmend auf dem Vormarsch. Sie haben ihren Ursprung in der Softwareentwicklung, werden aber zunehmend auch in der Produktentwicklung eingesetzt. Sie basieren im Wesentlichen auf selbstorganisierten Teams und der vollständigen Integration des Kunden in das Projekt. In einer wachsenden Zahl von Unternehmen ergänzen sie klassische Vorgehensweisen der Produktentwicklung oder lösen diese ab.

Die Analysen basieren auf einer im September/Oktober 2019 durchgeführten, internationalen Online-Umfrage mit verwertbaren Informationen von 655 Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes aus 16 führenden Industrienationen (Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Indien, Italien, Japan, Kanada, Mexiko, Polen, Russland, Schweden, Spanien, Süd-Korea, USA und Vereintes Königreich). Befragt wurden leitende Verantwortliche in der Produktion oder der Geschäftsführung der Unternehmen. Insgesamt nutzen gut 70 % der befragten Unternehmen agile Entwicklungsmethoden, fast 80% designorientierte Entwicklungsmethoden, etwa 81 % interne digitale Innovationsplattformen und etwa 75 % offene digitale Innovationsplattformen. Aus diesen Angaben wurde ein Index errechnet der anzeigt, wie viele dieser Methoden das jeweilige Unternehmen nutzt, normiert durch die Anzahl der abgefragten Methoden. Der mittlere Indexwert der Nutzung der vier abgefragten Methoden liegt für den Durchschnitt aller befragten Unternehmen bei 0,76. In der Spitzengruppe der Nutzung dieser Methoden befinden sich Unternehmen in China, Mexiko, Indien und Brasilien mit Indexwerten von 0,85 oder mehr. Die USA und Japan befinden sich im Mittelfeld. Deutschland ist mit einem Indexwert von 0,52 das absolute Schlusslicht.

Statistische Analysen mit verschiedenen Kontrollvariablen zeigen, dass sich der Umsatzanteil mit intelligenten, digital vernetzten Produkten – wie auch der Umsatzanteil mit digital vernetzten Services und Geschäftsmodellen – insbesondere durch zwei Faktoren erklären lässt: Durch die Forschungsintensität der befragten Unternehmen sowie eben diesen Index des Einsatzes agiler und offener Methoden. Demnach trägt der unterdurchschnittliche Einsatz solcher Methoden in deutschen Unternehmen maßgeblich zu den unterdurchschnittlichen Umsätzen mit digital vernetzten Produkten oder Geschäftsmodellen bei.

Die vollständige Analyse findet sich unter und wurde im Rahmen des Verbundvorhabens „Agile Kompetenzentwicklung für vernetzte Arbeit in hybriden Geschäftsmodellen des Mittelstands“ (AgilHybrid) durchgeführt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut wird.

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